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RADerFAHREN - Etablierung einer öffentlichen Rad-Kultur durch zielgruppenorientierte Befähigung zu einer intensiveren Fahrradnutzung im Alltag

Förderung von Radschulwegen
Projektzeitraum

1.10.2020 - 8.7.2024

Land

Sachsen

Stand der Information

15.3.2021

Das Projekt „RADerFAHREN“ stärkt Mobilitätskompetenzen von Schülerinnen und Schülern speziell beim Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule.

Broschüre „Nationaler Radverkehrsplan 2020“

Ausgangssituation, Darstellung der Projektidee und Ziele

Ausgangspunkt des Vorhabens ist die Beobachtung, dass in Chemnitz das Radfahren im Alltag bislang nicht weit verbreitet ist und weniger als zehn Prozent aller Wege im Alltag mit dem Rad bewältigt werden. Hierfür existieren verschiedene Ursachen wie zum Beispiel die Topografie des Stadtgebietes (z. B. teilweise starke Anstiege), die Altersstruktur der Bevölkerung, ein unzureichend ausgebautes, zum Teil lückenhaftes und als unsicher wahrgenommenes Radverkehrsnetz (u.a. fehlende quartiersübergreifende Radverkehrsverbindungen), ein teilweise erlerntes bzw. „vererbtes“ auto-orientiertes Mobilitätsverhalten in allen Bevölkerungsschichten sowie Verhaltensdefizite von anderen Verkehrsteilnehmenden (u.a. fehlende Empathie von Autofahrerinnen und -fahrern). Damit einher geht die Herausforderung, die vorrangig auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) fokussierte Verkehrsmittelwahl zu Gunsten umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu verändern, das städtische Radverkehrspotenzial stärker zu erschließen und somit einen lokalen Beitrag zur Erreichung globaler Umwelt- und Klimaziele zu leisten. Dies betrifft auch die angestrebte Förderung des Radverkehrs unter jungen Menschen sowie die mit dem gegenwärtig in der Fortschreibung befindlichen Verkehrsentwicklungsplan (Zielhorizont 2040) vorgesehene Erweiterung eines umfassenden, intermodalen Mobilitätsmanagements in Chemnitz.

Die beschriebene Situation in Chemnitz betrifft auch die Wahl des Verkehrsmittels in Bezug auf Schulwege: Vor dem Hintergrund einer als kritisch eingeschätzten Qualität von (potenziellen Rad-) Schulwegen lassen Eltern ihre Kinder häufig nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren, weil das Radfahren im Allgemeinen nicht als Mobilitätsalternative oder pauschal als unsicher wahrgenommen wird. Dies führt dazu, dass Kinder nicht mit dem kompletten Spektrum der urbanen Mobilitätsalternativen vertraut werden und deren Mobilitätsverhalten einseitig auf wenige Verkehrsmittel fokussiert. Das Projekt „RADerFAHREN“ knüpft an diese Ausgangssituation an, in dem es die Mobilitäts(aus)bildung und Verkehrserziehung als Teil der Umweltbildung von Kindern im Alter von circa zehn Jahren (engere Zielgruppe) sowie von deren Erziehungsberechtigten und Lehrerinnen und Lehrern (erweiterte Zielgruppe) adressiert. So sollen zum einen Schülerinnen und Schüler in Chemnitz zur Wahl des Fahrrads als Mobilitätsalternative im Schullalltag befähigt werden. Zum anderen sollen den Schülerinnen und Schülern nahestehende Personen (z. B. Eltern, Großeltern) im Projektverlauf einbezogen werden, die ihrerseits als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren die Entscheidung bei den Kindern und in den Familien zu Gunsten der Wahl des Fahrrads als Verkehrsträger beeinflussen.

Besonders im Fokus des Projekts stehen dabei der Zeitpunkt des Übergangs der Kinder von der Grundschule zur weiterführenden Schule (4. und 5./6. Klasse) und der vorhandene Möglichkeiten-Raum im Rahmen der schulischen Verkehrserziehung (z. B. Lehrplanangebot in Grundschulen, Angebote der Verkehrswacht). Durch den Schulwechsel auf eine weiterführende Schule verändern sich die Schulwege, und es gilt zu entscheiden, wie der Schulweg im Alltag zu bewältigen ist. Der Zeitpunkt des Übergangs von der Grundschule zur weiterführenden Schule erweist sich beim Thema Mobilität / Mobilitätskompetenzen als Schlüsselzeitpunkt: Die theoretische und praktische Radfahrausbildung durch den Landeslehrplan in Sachsen ist abgeschlossen, und infolge des Alters der Schülerinnen und Schüler, i.d.R. über zehn Jahre, sind die Kinder nach der Straßenverkehrsordnung (StVO) verpflichtet, die ausgewiesenen Radverkehrsanlagen zu nutzen oder auf der Fahrbahn mit dem Fahrrad zu fahren.

Projektdurchführung

Das Projekt „RADerFAHREN“ ist ein nicht-investives Vorhaben im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020 und wird durch die Technische Universität Chemnitz, Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit bearbeitet und umgesetzt. Die mit dem Vorhaben einhergehenden Maßnahmen und Zielstellungen werden mit ausgewählten Schulen modellhaft bearbeitet und erprobt. Nach erfolgreichem Test von Konzept und „Werkzeugkasten“ mit einer begrenzten Anzahl an Schulen soll das Konzept mit weiteren 5. Klassen in Chemnitz durchgeführt werden. Projektpartnerinnen und -partner werden aufgabenspezifisch in assoziierter Partnerschaft in das Projekt eingebunden und fungieren als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, als Akteurinnen und Akteure im Sinne einer Beratungsfunktion, als Wissensgebende und als Fördernde des Vorhabens.

Das Projekt konzentriert sich vorrangig auf die Zielgruppe der Kinder im Alter von circa zehn Jahren. Es ist angedacht, diese aktiv und auf partizipative Weise im gesamten Projektverlauf einzubeziehen. Beispiele hierfür sind die Erstellung einer kinderfreundlichen Fahrradkarte und eines Wettbewerbs, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Motivation und Erfahrungen beschreiben, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren und dazu Beiträge spezifischer Schulfächer beifügen. Die Ergebnisse der Siegerinnen und Sieger werden im Zuge der Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit im Projektvorhaben nutzbar gemacht werden (z. B. Einbindung in Fahrradzeitschrift, Veröffentlichung auf Schulhomepages oder ähnliches). Den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechend werden diese Maßnahmen in hohem Maße mittels eines „fun“-orientierten Ansatzes erdacht und durchgeführt, wobei verschiedene Formate und Medien (z. B. Animationen, Infographiken, Quizze) eingebunden werden sollen. Die Kinder werden ebenfalls im praktischen Teil des Projektes partizipativ eingebunden (z. B. Durchführung des Rad-Parcours; Möglichkeit zur Teilnahme an Kurzbefragungen). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Projektdurchführung kann jedoch noch keine Einschätzung hinsichtlich der Resonanz sowie der Fortführung des Projekts über den Förderzeitraum gegeben werden. Eine Verwertung der Projekt- und Forschungsergebnisse wäre sowohl aus praktischer Sicht (Wissenstransfer wie z. B. praxistauglicher Leitfaden zur Umsetzung und Förderung von Radverkehr) als auch wissenschaftlich-theoretischer Sicht (z. B. Einbindung der Erkenntnisse in universitäre Lehrangebote, Publikationen, Bildung und Verstetigung von Netzwerken für potenzielle Folgeprojekte) möglich. Das Vorhaben trägt zudem zur Initiierung eines dauerhaft implementierten Mobilitätsmanagements in Chemnitz bei. Zudem werden Aktionen bezüglich einer kontinuierlichen Vernetzung mit weiteren Partnerinnen und Partnern auf kommunaler, nationaler und europäischer Ebene avisiert.

Das Projekt umfasst drei zentrale Elemente:

(A) Verkehrserziehung (z. B. Risiko- und Gefahrenanalyse der potenziellen Rad-Schulwege; visuelle Verdeutlichung potenzieller Gefahren im Straßenverkehr; spielerisch-gestalterisches Aufzeigen und Vermitteln von Verkehrsregeln; Wissensvermittlung bzgl. Fahrradmobilität, Verkehrs- und Umwelterziehung);

(B) Bewusstseinsbildung und Empowerment (z. B. Nutzung von Kinder-Uni und Senioren-Kolleg an der TU Chemnitz, Gestaltung einer Unterrichtseinheit zum Zusammenhang zwischen nachhaltiger (Rad-) Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz sowie sozialer Nachhaltigkeit; sowie

(C) Wissenschaftliche Begleitforschung (z. B. Zusammenstellung von Indikatoren für Prozess- und Wirkungsevaluation; Erstellung Erhebungs- und Fragebogendesign; Ableitung von Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen).

Projekterfolge

Zum gegenwärtigen Stand des Projektvorhabens und der Projektdurchführung (Stand März 2021) wurden bzw. werden primär folgende Maßnahmen realisiert:

  • Absprachen mit Akteurinnen und Akteuren (z. B. Stadtverwaltung Chemnitz, Pilotschule, Verkehrswacht) und anderen Projekten
  • Durchführung der Literaturrecherche (z. B. Lehrpläne Freistaat Sachsen, radpraktische Ausbildung sowie wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema Nachhaltige Schulmobilität) und Dokumentation der Rechercheergebnisse als Grundlage für wissenschaftliche Begleitforschung
  • Auswahl der Pilotschule und Absprachen mit der Schulleitung
  • Netzwerkaufbau und weitere Informationsgewinnung über Teilnahme an Workshops etc.
  • Vorbereitung Erstellung Fahrradkarten und Schulradwegpläne

Inwieweit das Vorhaben dazu beiträgt, dass das Projekt zur Verbesserung der Bedingungen für Schulkinder auf ihrem alltäglichen Schulweg als Radfahrende führt und in welchem Umfang die Projektziele erreicht werden, wird mittels eines Evaluationskonzeptes erhoben. Weitere Effekte werden im weiteren Projektverlauf (bzw. zum Projektende) bewertet und publiziert.

Projektergebnisse

Die TU Chemnitz hat bereits zwei Comics erstellt, um Kindern und Jugendlichen die Nutzung des Fahrrads näher zu bringen:

Innovationscharakter des Projekts

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Es handelt sich bei dem Vorhaben um ein besonders innovatives, nachahmenswertes und nachhaltiges Beispiel, da es dazu beiträgt, das Mobilitätsverhalten in Chemnitz unter jungen Menschen zu verändern und ein intermodales Mobilitätsmanagement in Chemnitz aufzubauen. Des Weiteren zielt es insbesondere auf die Förderung der Fahrradnutzung durch Schulkinder im Übergang auf die weiterführenden Schulen ab, in dem es den konkreten Schulweg sowie die Bewusstseinsbildung und das Empowerment der Kinder in den Fokus stellt. Die Dokumentation der Erfahrungen in Rad-Schulwegplänen gewährleistet den Wissenstransfer in unterschiedlichen Kontexten. Das Einbeziehen der externen Zielgruppen (z. B. Eltern, Großeltern, Schulen, externe Bildungsträger) sowie die angewandten verschiedenen Formate und Methoden im Projekt eröffnen das Potenzial, eine öffentliche Rad-Kultur in Chemnitz zu etablieren. Zum Ende des Projektes ist es angedacht, Empfehlungen hinsichtlich der Übertragbarkeit auf ähnliche Vorhaben bzw. andere Städte mit ähnlichen Bedingungen abzuleiten.

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel

Gesamtvolumen

235.375 Euro

Das Projekt „RADerFAHREN“ wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 gefördert.

Evaluation

Ja. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Projektverlauf wird Kriterien-basiert ein umfassendes Evaluationskonzept erstellt, welches die zentralen Aktivitäten bzw. Aufgaben benennt und diese über den gesamten Projektzeitraum hinweg strukturiert. Darüber hinaus enthält das Konzept Angaben zu zentralen Verantwortlichkeiten und Indikatoren, welche den Erfolg einzelner Aktivitäten (z. B. Auswahl Pilotschule/n, Erfassung der Akzeptanz von Radschulwegen in Chemnitz durch Befragung von Eltern) spezifizieren. Darauf aufbauend werden Optionen für alternative Pfade angegeben, die die Möglichkeit bieten, dynamisch die geplanten bzw. umgesetzten Maßnahmen anzupassen, um den Projekterfolg zu gewährleisten. Es erfolgt eine kontinuierlich-begleitende Verschriftlichung bzw. Dokumentation zum aktuellen Maßnahmenstand und Projektfortschritt sowie eine regelmäßige Aktualisierung des Evaluationskonzepts (z. B. Erarbeitung neuer Indikatoren). Dies soll eine Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf ähnliche Kontexte ermöglichen. Ferner wird das Konzept mit dem Projektträger abgestimmt und entsprechend angepasst.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Technische Universität Chemnitz

Projektbeteiligte

  • Stadt Chemnitz - Tiefbauamt
  • Polizeidirektion Chemnitz
  • Verkehrswacht der Stadt Chemnitz e.V.
  • Umweltzentrum Chemnitz
  • Chemnitzer Schulmodell (Pilotschule)

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Ansprechpartner auf Projektebene

Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold

Technische Universität Chemnitz

Thüringer Weg 7

09126 Chemnitz

49 (0) 371 531-31120

Ansprechpartner auf Projektebene

Dr. Katja Beyer

Technische Universität Chemnitz

Thüringer Weg 7

09126 Chemnitz

+49 (0) 371 531-32360

Erscheinungsdatum: 15.3.2021

Autor: Dr. Katja Beyer, Technische Universität Chemnitz