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AllRad – Steigerung der Fahrradnutzung durch verbesserte Radwegeunterhaltung

Bessere Radwege
Projektzeitraum

1.6.2020 - 1.3.2023

Land

Bund bzw. bundesweit

Stand der Information

3.2.2021

Für eine Steigerung der Fahrradnutzung im Alltag müssen Radwege dauerhaft und durchgängig in einem guten Zustand gehalten werden. AllRad erarbeitet und erprobt Empfehlungen für die Durchführung der zugehörigen Unterhaltungsleistungen.

Sicher Radfahren auf gepflegten Radwegen

Ausgangssituation

Verschmutzung, Bewuchs und schlechte Witterung sind neben baulichen Mängeln sowie Gefahrenstellen im Radwegenetz ausschlaggebend dafür, dass das Fahrrad öfter stehen gelassen wird. Radwege weisen in der Regel einen geringeren Querschnitt auf (schmaler) und erhalten in der Regel eine dünnere Befestigung mit geringerer Tragfähigkeit (schwächer). Beides hat direkte Konsequenzen für die einsetzbaren Fahrzeuge und Geräte. Ein schlechter betrieblicher Zustand ggf. nur einzelner Abschnitte des Radwegenetzes stellt eine Einschränkung der Nutzbarkeit für den Alltagsradverkehr dar und kann zur Wahl eines anderen Verkehrsmittels führen.

Ziel

Das Projekt AllRad zielt mit einer verbesserten Unterhaltung des Radwegenetzes auf eine Steigerung der Fahrradnutzung im Alltag ab. Hierfür werden Maßnahmen zur Verbesserung der betrieblichen Unterhaltung der Radwege erarbeitet und erprobt. Die organisatorischen und technischen Konsequenzen, die auf einen Straßenbaulastträger zukommen, sollen analysiert werden, um eine verbesserte Unterhaltung der Radwegenetze zu verwirklichen. Daraus werden Strategien für eine gezielte Verbesserung der Angebotsqualität und die Kommunikation der Änderung an die Bevölkerung abgeleitet, um für ausreichende Sicherheit und Attraktivität zu sorgen und in der Folge den Radverkehr im Alltag zu fördern.

Das folgende Video veranschaulicht das Anliegen und die Ziele des Projektes:

Vorgehen

Sicherheit und Benutzbarkeit von Radwegen werden durch die regelmäßige betriebliche Unterhaltung, insbesondere Reinigung und Winterdienst beeinflusst. Anhand von Befragungen bei Straßenbaulastträgern und (potenziellen) Fahrradfahrenden wird untersucht, inwieweit eine Verbesserung des Zustandes der Radwege zu einer Steigerung der Nutzung des Fahrrads als Verkehrsmittel und damit zu einer Steigerung des umweltfreundlichen Verkehrsanteils auf dem Radwegenetz führen kann. Im Rahmen einer zwölfmonatigen Pilotanwendung werden ausgewählte Maßnahmen umgesetzt und die Wirkung sowohl begleitend untersucht als auch im Anschluss durch Befragungen verifiziert.

Aus der Erhebung wird ein Konzept abgeleitet, das gemeinsam mit der jeweiligen Pilotgemeinde umgesetzt wird. Das Projekt wird von den Städten Mainz, München und Münster unterstützt, die einen guten Querschnitt über den Grad an Fahrradnutzung, die Topografie des Geländes und der Ausprägung der Witterung abbilden, um übertragbare Empfehlungen abzuleiten.

Über bestehende Webseiten und Social Media Accounts mit großer Reichweite, wie etwa der Stadt oder des Fahrradportals, soll über das Projekt informiert und mit der Bevölkerung interagiert werden. Damit soll die Beachtung für das Verkehrsmittel Fahrrad weiter gefördert werden.

Ergebnis

Aus den Erkenntnissen werden Handlungsempfehlungen für kommunale Straßenbaulastträger abgeleitet, mit denen eine Verbesserung des Zustands der Infrastruktur für Fahrräder erreicht und in der Folge eine Erhöhung des Nutzungsanteils an der Mobilität im Alltag erzielt werden soll.

Diese Strategie für eine gezielte Verbesserung der Angebotsqualität soll neben Geräte- und Materialeinsatz auch mögliche Organisationsstrukturen, Priorisierung von Routen und Empfehlungen zur Kommunikation enthalten.

Projektfortschritt, Stand 02/2021

Grundlage der zu erstellenden Maßnahmenkonzeption bilden die im Projekt AllRad durchzuführenden Interviews und Befragungen der zuständigen Betriebshöfe sowie einer Umfrage in den genannten Pilotstädten. Die öffentliche Umfrage, welche über Webseiten, soziale Medien, Netzwerke und Pressemitteilungen verbreitet wurde, erfolgte im Zeitraum 22.11.2020 bis 31.12.2020. Im Folgenden soll ein Überblick über die Ergebnisse der Umfrage gegeben werden.

Überwiegend waren Radfahrende aus Mainz, München und Münster unter den Teilnehmenden

  • Durch die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit in den Pilotstädten konnten über 1.000 Teilnehmende für die Umfrage gewonnen werden. Da die Umfrage über die Kommunikationskanäle der Pilotstädte verbreitet wurde, sind auch überwiegend deren Einwohnende erreicht worden. Unter Einbeziehung des Umlandes der Städte leben 44 Prozent der Befragten in Münster, 37 Prozent in Mainz, 12 Prozent in München und 7 Prozent in anderen Regionen. Mit der Anzahl der Befragten lassen sich für jede Pilotstadt zuverlässige Aussagen treffen. Die Mehrheit der Befragten fährt regelmäßig Rad und legt dabei im Durchschnitt mehr als 8 km pro Tag zurück. Damit verfügen die Befragten über eine Erfahrungsgrundlage für die Bewertung der Radinfrastruktur.
  • Schlechter Zustand der Radverkehrsanlagen hält vor der Fahrradnutzung ab – verbesserte Radwegeunterhaltung kann Abhilfe schaffen
    43 Prozent der Befragten möchten häufiger das Fahrrad nutzen, werden aber aus verschiedenen Gründen davon abgehalten. Infrastrukturelle Probleme wie etwa die Wegeverbindungen, Qualität oder Anzahl an RVA werden dabei am häufigsten genannt. Das schlägt sich unter anderem auf das Sicherheitsempfinden nieder. 81 Prozent der Befragten erfahren im Radverkehr regelmäßig Gefährdung durch abbiegende Fahrzeuge und 68 Prozent durch Überholmanöver anderer Verkehrsteilnehmer. Neben den infrastrukturellen Problemen gilt gerade ein schlechter Zustand der RVA für die Radnutzung als hinderlich. Eine optimierte Radwegeunterhaltung, die das Projekt anstrebt, kann diesen Zustand verbessern und damit ein großes Hindernis der Fahrradnutzung abbauen.

  • Straßenschäden und Unebenheiten sind wichtigste Komponenten der Radwegeunterhaltung
    Im Hinblick darauf, wie der Zustand der RVA verbessert werden kann, sollten besonders Straßenschäden und Unebenheiten die bspw. durch Wurzelhebungen, ausgebessert werden. Zusätzlich ergab die Befragung, dass neben der Beseitigung von Verunreinigungen wie etwa Scherben, Laub, Schnee und Müll, die Priorisierung der Unterhaltung wichtig ist. Der Wunsch nach einer Meldeplattform (39 Prozent), auf der unkompliziert und gezielt auf Missstände hingewiesen werden kann, wird durch erhöhten Informationsbedarf ergänzt. 56 Prozent der Befragten würden nämlich gerne mehr Informationen über die Radinfrastruktur erhalten.

  • Antworten aus den drei Städte ergeben ähnliches Bild
    Die Antworten aus den verschiedenen Städten zeigen überwiegend identische Trends auf. Größere Unterschiede zwischen den Pilotgemeinden ergeben sich jedoch im Bereich der Verkehrsmodalität, der durchschnittlich per Rad gefahrenen Strecken sowie der Beurteilung der Qualität der RVA.

  • Eine verbesserte Radwegeunterhaltung kann die Fahrradnutzung steigern
    Die Erhebung hat ergeben, dass eine verbesserte Radwegeunterhaltung zu einer höheren Fahrradnutzung führen und damit einen wichtigen Beitrag bei der angestrebten Verkehrswende leisten kann. Zudem konnten Handlungsfelder und Schwerpunkte für eine verbesserte Radwegeunterhaltung identifiziert werden. Diese werden gemeinsam mit den Befragungen der zuständigen Betriebshöfen als Grundlage für die anstehende Maßnahmenkonzeption genutzt. Mit den Pilotgemeinden und weiteren Projektbeteiligten sollen nun geeignete Maßnahmen erarbeitet und anschließend erprobt werden.

Leitfaden "Umgang mit Schrotträdern und zurückgelassenen Fahrrädern"

Im Rahmen des Projekts hat die Hochschule Mainz im Januar 2023 den Leitfaden "Umgang mit Schrotträdern und zurückgelassenen Fahrrädern" veröffentlicht. Der Leitfaden beschreibt Möglichkeiten zum Umgang mit aufgegebenen Rädern und Schrotträdern und richtet sich an Kommunen und Eigentümer*innen bzw. Verantwortliche von privaten Flächen mit Abstellanlagen. Die Hochschule hat auch eine Pressemitteilung dazu verfasst.

Veröffentlichung der gesamten Auswertung bis Mai 2021

Die Veröffentlichung der Auswertung und Interpretation aller erhobenen Daten wird im Rahmen des wissenschaftlichen Zwischenberichtes im Mai 2021 angestrebt.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Mit AllRad wird eine Lücke im Konzept der klimafreundlichen Mobilität geschlossen. Daher besteht an der Umsetzung ein großes gesamtwirtschaftliches und gesellschaftliches Interesse. Die Zusammenhänge zwischen Betriebsdienstleistungen und Fahrradnutzung sind bisher ebenso wenig erforscht, wie die organisatorischen und technischen Konsequenzen, die für einen Straßenbaulastträger aus einer Umsetzung der verbesserten Unterhaltung des Radwegenetzes folgen. Zu beiden Aspekten werden übertragbare Fortschritte erwartet.

Mit dem Vorhaben wird die Radwegunterhaltung erstmals als eigener Aufgabenbereich des Straßenbetriebsdienstes in organisatorischer und technischer Hinsicht betrachtet. Damit kann auch erstmals eine Untersuchung der Wirkung des Zustandes im Radwegenetz auf die Verkehrsmittelwahl erfolgen.

AllRad – Steigerung der Fahrradnutzung durch verbesserte Radwegeunterhaltung - Bilderstrecke

Bild / Video 01 / 02

Umfrageergebnis AllRad 2021: Hindernisse, die Radnutzung zu erhöhen

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Private Mittel (ohne Sponsoring und Spenden)

Gesamtvolumen

109.810 Euro

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 gefördert.

Evaluation

Ja. Die Projektevaluation findet als Wirkungs- und Prozessevaluation statt. Einerseits wird anhand von Vorher-Nachher-Betrachtungen untersucht, ob die Maßnahmen der Radwegeunterhaltung zu einer Verbesserung des betrieblichen Zustandes der Radwege und das wiederum zu einer Steigerung der Nutzungszahlen geführt haben. Andererseits werden die Voraussetzungen und Risiken der Maßnahmen der Radwegeunterhaltung für die verantwortlichen Baulastträger mit Blick auf die Übertragbarkeit der erarbeiteten Empfehlungen auf andere Kommunen analysiert.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Hochschule Mainz, Fachbereiche Technik und Gestaltung

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Ansprechpartner auf Projektebene

Carsten Mahnel

Hochschule Mainz

Holzstraße 36

55116 Mainz

+49 6131 628-1357

Erscheinungsdatum: 25.8.2020

Autor: Carsten Mahnel (Hochschule Mainz, Fachbereich Technik), Liliane Stein (Hochschule Mainz, Fachbereich Gestaltung)