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ALADIN – Abstellanlagen für Lastenfahrräder in Nachbarschaften

Gestaltung nutzerfreundlicher Lastenradabstellanlagen
Projektzeitraum

1.1.2020 - 31.12.2022

Land

Bund bzw. bundesweit

Stand der Information

30.10.2023

Lastenräder werden in Städten zunehmend beliebter. Kommunen sind gefordert, der steigenden Nachfrage nach Abstellanlagen im öffentlichen Raum nachzukommen. Das Projektteam der FH Erfurt hat eine Planungshilfe erarbeitet die Empfehlungen für nutzerfreundliche Abstellanlagen im öffentlichen Raum gibt.

Ein Lastenrad

Projektbeschreibung

Ausgangssituation und Projektidee

Das im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans geförderte Forschungsprojekt „ALADIN – Abstellanlagen für Lastenfahrräder in Nachbarschaften“ zielte auf die Erarbeitung von Planungsempfehlungen für nutzerfreundliche, gemeinschaftliche Abstellanlagen für Lastenräder im öffentlichen Raum. Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens war die Beobachtung, dass die Nutzung von Lastenrädern stetig zunimmt. Das erhöht die Notwendigkeit der Kommunen insbesondere in dicht bebauten Straßenzügen der Innenstädte der Nachfrage nach Abstellanlagen auch im öffentlichen Raum nachzukommen, da neben den hohen Anschaffungskosten der Mangel an Abstellanlagen ein erhebliches Problem für die Nutzenden von Lastenrädern darstellt. Durch fehlende, unsichere oder schwer zugängliche Abstellmöglichkeiten verliert das Lastenrad an Attraktivität und Potentiale zur Förderung nachhaltiger Mobilität gehen verloren.

Das Vorhaben hat sich dem Thema aus zwei Perspektiven gewidmet: Einmal die Perspektive der funktional-praktischen Aspekte der Verkehrsplanung – wie die Bedarfsermittlung, die Umwidmung von Stellplätzen oder Nutzungsregelungen. Zum anderen die ästhetischen Aspekte der Gestaltung von Abstellanlagen, damit sich die Abstellanlagen in das Straßenbild einfügen. Ziel des Projektes war es auch, dass Lastenfahrrad als nachhaltiges urbanes Verkehrsmittel weiter zu etablieren und damit auch die Verkehrswende zu befördern.

Projektdurchführung und Ergebnisse

Das Forschungsprojekt wurde im Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2022 am Institut Verkehr und Raum (IVR) der Fachhochschule Erfurt durchgeführt.

Im ersten Schritt erfolgte eine Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstandes sowie eine eingehende Analyse bestehender Regelwerke und technischer Richtlinien zu Lastenrädern und Abstellanlagen für Fahrräder. Des Weiteren wurde eine umfassende Marktanalyse durchgeführt. Darüber hinaus erfolgte eine Quantifizierung des Bedarfs an Abstellanlagen für Lastenräder in unterschiedlichen städtebaulichen Kontexten. Zu diesem Zweck wurde eine Prognose des deutschen Lastenradbestandes bis in das Jahr 2030 aufgestellt. Auf Basis dieser Prognose wurde ein Excel-Tool entwickelt, welches Kommunen die Ermittlung des konkreten Bedarfs an Abstellanlagen in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl und dem Quartierstyp ermöglicht.

Anschließend wurde eine Good-Practice Analyse durchgeführt. Diese dokumentiert Beispiele gelungener Integration von Abstellanlagen im nationalen und internationalen Vergleich. Die Beispiele wurden im Rahmen von Steckbriefen anhand ausgewählter Kriterien systematisch dargestellt und bewertet. Zu diesen Kriterien zählen die Integration in den räumlichen Kontext und gestalterische Qualität der Anlage, die Nutzerfreundlichkeit, die Dimensionierung und Auslastung sowie die Nachhaltigkeit der Materialverwendung, Unterhalt, Kosten und Finanzierung.

Ableitend aus diesen Ergebnissen wurden Empfehlungen hinsichtlich Dimensionierung, Nachhaltigkeit der Materialverwendung und Zugänglichkeit entwickelt. Vor dem Hintergrund verschiedener räumlicher Kontexte der europäischen Stadt wurden zudem Gestaltungsempfehlungen für Abstellanlagen ausgeführt, die sowohl ästhetischen wie funktional-praktischen Anforderungen entsprechen. Sie sind zentraler Bestandteil der im Jahr 2022 veröffentlichten Planungshilfe. Darüber hinaus wurden im Rahmen einer projektbegleitenden Lehrveranstaltung im Studiengang Architektur (Master) an der FH Erfurt erste Entwürfe für Prototypen von Abstellanlagen entwickelt, welche auf der Homepage zum Projekt abrufbar sind.

Die zentralen Inhalte der entwickelten ALADIN-Planungshilfe wurden anschließend mit Hilfe eines CAD-Tools für die kommunale Verkehrs- und Stadtplanung technisch übersetzt und so unmittelbar nutzbar gemacht. Das Tool ist ebenfalls auf der Webseite zum Forschungsprojekt für den Download verfügbar.

Ein letzter Arbeitsschritt beschäftigte sich mit den rechtlichen Umsetzungsmöglichkeiten von Lastenradabstellplätzen im öffentlichen wie privaten Raum sowie möglichen Steuerungsmöglichkeiten. Im Rahmen dieses Arbeitsschrittes wurden die verschiedenen rechtlichen Instrumente aufgearbeitet und unter anderem ein Muster für eine kommunale Fahrradstellplatzsatzung erarbeitet.

Projekterfolge

Begleitend zu den aufgezeigten Projektschritten war das ALADIN-Vorhaben von intensiver Öffentlichkeitsarbeit und verschiedenen Instrumenten zum Wissenstransfer in die Fachcommunity geprägt. So erfolgte die Einbringung und Diskussion der Projektergebnisse in das relevante FGSV-Gremium. Die Ergebnisse wurden zu diesem Zweck im Juli 2022 bei der Sitzung des Arbeitsausschusses 2.3 „Stadtstraßen“ vorgestellt und mit den anwesenden Mitgliedern intensiv diskutiert. Im Ergebnis wurden die Empfehlungen bzw. der Hinweis zur ALADIN-Planungshilfe seitens der FGSV als Ergänzung zu den "Hinweisen zum Fahrradparken" in die neue FGSV Publikation R2 „E Klima 2022“ aufgenommen.

Darüber hinaus sind die Ergebnisse u.a. bei den nachfolgenden Fachkonferenzen vorgestellt worden:

  • Jahrestagung des Pegasus-Netzwerks 2020
  • Eurobike 2022
  • INUAS-Konferenz 2022

Zudem gelang der erfolgreiche Transfer in die Praxis über verschiedene Weiterbildungsveranstaltungen u.a. organisiert vom Deutschen Institut für Urbanistik zum Fahrradparken (2023) sowie der AGFK Baden-Württemberg (2022).

Als weiterer Projekterfolg kann die Berichterstattung zum Projektvorhaben durch bundesweite Medien gewertet werden. So wurde im Jahr 2022 u.a. in einem Artikel bei ZEITonline zur Frage „Wohin mit dem Lastenrad?“, in einem Beitrag des Tagesspiegels Background Mobilität und Verkehr mit dem Titel „Mehr Platz für Lastenräder, weniger für Autos“ sowie einem Artikel in der Zeitschrift Veloplan mit dem Titel „Aladin – Neues Planungswerkzeug“ auf die Projektergebnisse hingewiesen.

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass das Forschungsprojekt ALADIN erfolgreich eine umfassende Planungshilfe für nutzerfreundliche und gemeinschaftliche Abstellanlagen im öffentlichen Raum hervorgebracht hat, welche kommunale Entscheidungsträger und Planende adressiert. Neben den Steckbriefen verschiedener Lastenradtypen, Lastenradmaße und Flächenbedarfe enthält die Planungshilfe einen Überblick zu geltenden planungsrechtlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen sowie den Anforderungen an nutzerfreundliche und sichere Abstellanlagen für Lastenräder. Darüber hinaus sind Designvorschläge enthalten, die einerseits Empfehlungen für funktional-praktische Aspekte einer Abstellanlage berücksichtigen, andererseits gestalterische Optionen für eine Integration in den Straßenraum aufzeigen. Damit schließt die Planungshilfe eine bisherige Forschungslücke und liefert erstmals umfassende Planungsempfehlungen für die Konzeption von Lastenradabstellanlagen.

Projektergebnisse

Schlussbericht: ALADIN - Abstellanlagen für Lastenfahrräder in Nachbarschaften

Innovationscharakter des Projekts

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

In der Vergangenheit sind bereits Modellvorhaben und Forschungsprojekte zu Abstellanlagen für (Lasten-)Fahrräder durchgeführt worden. Diese Arbeiten und Vorhaben zeichnen sich häufig darin aus, dass sie entweder das Fahrradparken allgemein in städtischen Kontexten thematisieren und Lösungen wie auch Betreibermodelle vorschlagen oder aber konkret auf Lastenräder als Element von städtischen, nachhaltigen Mobilitätssystemen konkretisieren. Damit legen sie das Fundament für das vorgeschlagene Vorhaben aus funktional-technischer und organisatorischer Perspektive. Ausführungshinweise und -empfehlungen zum Fahrradparken führen die technischen Veröffentlichungen der FGSV aus, insbesondere die EAR - Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs (FGSV-Nr. 283; Ausgabe: 2005), ERA - Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (FGSV-Nr. 284; Ausgabe: 2010) oder Hinweise zum Fahrradparken (FGSV-Nr. 239; Ausgabe: 2012). Darüber hinaus sind die Technische Richtlinie TR 6102 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sowie die daraus hervorgegangene DIN-Norm 79008 aufzuführen. Insbesondere bei den technischen Ausführungen zum Fahrradparken ist auffällig, dass die Anforderungen, welche ein Lastenrad an die Infrastruktur stellt, bisher kaum in die Regelwerke eingegangen sind.

Neben den technisch-funktionalen Anforderungen, und damit der Nutzungsfreundlichkeit, ist die Kenntnis über die Bedeutungszuweisungen und Sinnzusammenhänge entscheidend für die ästhetische Ausgestaltung der Elemente von Infrastruktursystemen. Anknüpfend an das Konzept des Mobilitätsdesigns, welches sich als Vermittlung zwischen Technik und Funktion sowie Bedeutung und Mensch versteht, begreift das Vorhaben ALADIN Infrastruktur für Lastenräder damit innerhalb eines sozial-kulturellen Verständnisansatzes und greift die Bedingungen kollektiver Sinnzuschreibungen mittels des Ansatzes des Mobilitätsdesigns auf. Unter diesen Gesichtspunkten verstehen sich Abstellanlagen für Lastenräder als Elemente der Gestaltung öffentlichen Raumes, die sich sowohl einfügen in das Bild der Stadt, aber auch nachhaltige, urbane Mobilität in der gebauten Stadt sichtbar und somit erfahrbar machen. Diese Polyvalenz einer solchen – vergleichsweise auffälligen – Infrastruktur wirkt in soziokultureller Perspektive wie ein Katalysator, der als bauliches Element die Mobilitätskultur einer Stadt hin zu einer nachhaltigen Transformation begünstigt.

Das Projektvorhaben vereint so auch die Fachdisziplinen „Mobilitätsforschung/Verkehrsplanung“ und „Stadtgestaltung/Architektur/Produktdesign“ bzw. planerische Aspekte mit stadtgestalterischen Ansätzen. Durch diese innovative Vorgehensweise können passgenaue Lösungen für Abstellanlagen in verschiedenen städtischen bzw. räumlichen Kontexten entwickelt werden.

ALADIN – Abstellanlagen für Lastenfahrräder in Nachbarschaften - Bilderstrecke

Bild / Video 01 / 02

Ein Lastenrad

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel

Gesamtvolumen

171.615 Euro

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert.

Evaluation

Ja. Es wurde eine begleitende Prozessevaluation durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden im Vorfeld zu allen definierten Arbeitspaketen messbare Indikatoren der Zielerreichung bzw. Meilensteine definiert. Anhand dieser wurde das Projekt kontinuierlich während der Laufzeit evaluiert und jeweils der Projektfortschritt in einem Forschungslogbuch dokumentiert. So konnte eine erfolgreiche Durchführung des Vorhabens gewährleistet werden und Unwägbarkeiten bzw. zeitliche Verzögerungen in der Projektbearbeitungen wurden schnellstmöglich erkannt bzw. behoben.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Institut Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt

Projektbeteiligte

Die Kommunen München, Leipzig sowie Nordhausen und die Region Hannover waren als Modellkommunen im Projekt beteiligt und haben aktiv am Forschungsvorhaben mitgewirkt. Sie wurden als Projektpartner allerdings nicht finanziell durch das BMDV gefördert.

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Ansprechpartner auf Projektebene

Prof. Dr. Matthias Gather / Dr. Claudia Hille

Institut Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt

Professur für Verkehrspolitik und Raumplanung

Altonaer Straße 25

99085 Erfurt

0361 – 6700 6654

Erscheinungsdatum: 23.3.2020

Autor: Dr. Claudia Hille – Institut Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt