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Reisebericht der "Infostelle Fahrradparken am Bahnhof" nach Regensburg und in die Schweiz

Themenmonat "Fahrradparken"

Datum 15.3.2023

Die Infostelle Fahrradparken am Bahnhof hatte Vertreter*innen aus Kommunen und Verbänden sowie weitere Interessierte zu einer Infoveranstaltung im September 2022 zu Möglichkeiten für die Planung und den Bau von Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen eingeladen. Der vorliegende Reisebericht gibt Auskunft über die Veranstaltung, die auch eine Exkursion in die Schweiz beinhaltete.

Logo der Infostelle Fahrradparken am Bahnhof zeigt eine Zeichnung mit einem Lastenrad und einem Fahrrad umrandet von einem Dach sowie dem Schriftzug B+R für Bike und Ride. Infostelle Fahrradparken am Bahnhof
Logo der Infostelle Fahrradparken am Bahnhof

Nach der Auftaktveranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion in Regensburg lud die Infostelle Fahrradparken kommunale Vertreter*innen sowie weitere Interessierte in die Schweiz ein. Erster Halt der Exkursion war das neue Veloparkhaus am Europaplatz in Zürich. Hier wurde das Konzept fürs Fahrradparken am Bahnhof Stadelhofen vorgestellt. In Bern-Wankdorf berichteten dann Vertreterinnen der SBB über konkrete Pläne zum Fahrradparken der SBB. Anschließend, im Berner Hauptbahnhof, wurde über die zwei bestehenden und die drei geplanten Velostationen informiert.
Am nächsten Tag der Exkursion wurden die Planungen am Luzerner Hauptbahnhof, mit einer weiteren, unterirdischen Velostation in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, vorgestellt.
Den Abschluss der Exkursion bildete der Bahnhof Basel SBB. Die beiden Fahrradparkhäuser Centralbahnplatz und Nord bieten Stellplätze mit direktem Zugang zum Bahnhof. Beide Parkhäuser sind sehr gut mit zahlreichen befahrbaren Rampen erreichbar und zudem durch einen Tunnel miteinander verbunden, der nur von Fahrradfahrenden und Fußgänger*innen genutzt werden kann.

Im Zusammenhang mit den vorgestellten Beispielen für Fahrradparkhäuser soll auch auf die neuen Planungswerkzeuge der Infostelle Fahrradparken hingewiesen werden - die Bedarfs-, Kosten- und Wirkungsrechner, die frei verfügbar auf der Webseite www.radparken.info abrufbar sind.

  • Mit dem Wirkungsrechner können mit wenig Aufwand unterschiedliche Wirkungen, wie z. B. Einsparungen von CO₂- und Luftschadstoffemissionen oder gesundheitliche Effekte von Fahrradabstellanlagen abgeschätzt werden. Die Ergebnisse können dann zur Kommunikation im kommunalpolitischen Kontext und mit Bürger*innen genutzt werden.
  • Der Bedarfs- und Kostenrechner ermöglicht die Ermittlung der optimalen Anzahl von neuen Radabstellplätzen sowie die geschätzten Kosten für die bauliche Umsetzung und Betrieb. Darüber hinaus beinhaltet das neue Planungswerkzeug eine Checkliste, die die Orientierung in Projekten erleichtern soll.

Reisebericht

Mitte September 2022 drehte sich eine Woche lang alles rund ums Fahrradparken am Bahnhof: Bei einer Infoveranstaltung in Regensburg und einer Exkursion in die Schweiz konnten sich kommunalen Vertreter*innen, Verbandsvertreter*innen und weitere Interessierte über Möglichkeiten für die Planung und den Bau von Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen umfassend informieren.

Informationsveranstaltung nach Regensburg

Den Auftakt machte die Infostelle Fahrradparken am Bahnhof am 14. September 2022 mit einer Informationsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stadt Regensburg. Nach einer Vor-Ort-Begehung, bei dem die Pläne für den Auf- und Ausbau der Fahrradabstellanlagen rund um den dortigen Hauptbahnhof vorgestellt wurden, folgten im historischen „Salzstadl“ am Donauufer Impulse der Planungs- und Baureferentin der Stadt Regensburg, Christine Schimpfermann und des Leiters der Infostelle, Jörg Welke. Thomas Großmüller, Nahmobilitätskoordinator der Stadt Regensburg, führte durch die Veranstaltung. Der mit den Planungen beauftragte Architekt Tobias Ruf stellte das Projekt kepler+, zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes und dem Bau einer neuen Fahrradtiefgarage unter dem Vorplatz vor. Stephan Wilhelm, Geschäftsführer der Agentur BahnStadt, führte in neue Planungswerkzeuge der Infostelle ein: Die Bedarfs-, Kosten- und Wirkungsrechner, die frei verfügbar auf der Website www.radparken.info abrufbar sind.

Den Abschluss der Veranstaltung in Regensburg machte eine Podiumsdiskussion über ein mögliches Fahrradparkhaus in Regensburg. Neben Christine Schimpfermann nahmen Alexander Irmisch, Vorsitzender der SPD-Fraktion, und Dr. Klaus Wörle, Vorstandsvorsitzender ADFC Regensburg, teil. Die Gesprächsrunde war sich einig darüber, dass für das Fahrradparken in der Stadt noch viel zu tun sei und dies nur gemeinsam mit allen beteiligten Akteur*innen gelingen könne.

Informationsveranstaltung in der Schweiz

Nach der Veranstaltung in Regensburg lud die Infostelle kommunale Vertreter*innen und weitere interessierte Stakeholder am 15. und 16. September in die Schweiz ein, wo das Fahrrad Velo genannt wird. Erster Halt war das neue Veloparkhaus am Europaplatz in Zürich, das rund 1.600 kostenlose Parkplätze für Fahrräder und Spezialräder mit direktem Zugang zum Bahnhof bietet. Lukas Schneller, SBB Immobilien, und Roger Schürmann, Stadt Zürich, beantworteten die zahlreichen Fragen der 15-köpfigen Reisegruppe.

Foto zeigt die Velostation Europaplatz Zürich als unterirdische Fahrradparkgarage mit geparkten Fahrrädern auf zwei Etagen.
Velostation Europaplatz Zürich

Im Anschluss wurde das neue Konzept fürs Fahrradparken am Bahnhof Stadelhofen vorgestellt. Hier wird eine städtische Fläche am Bahnhof an einen privaten Investor verkauft, mit der Auflage, im Erdgeschoss des Büroneubaus eine Velostation mit 800 Plätzen und direktem Zugang zu den Gleisen zu errichten.
Im Hauptgebäude der SBB in Bern-Wankdorf stellten Colette Manella und Amélie Deschamps von SBB Personenverkehr die Vision zum Fahrradparken sowie konkrete Fahrradparkenpläne der SBB vor. Gemeinsam mit den Kommunen betrachtet die SBB dabei die komplette Reisekette, um den Fahrgästen ein möglichst nahtloses Reiseerlebnis zu bieten. Das Bahnunternehmen finanziert für Velostationen bis zu 50 Prozent der Investitionskosten, den Rest finanzieren Kommunen und Kantone. Auch beim Betrieb frei zugänglicher Bike and Ride-Anlagen, der stets in der Verantwortung der Kommunen liegt, kann die SBB bis zu 50 Prozent der Kosten tragen.

Als letztes Ziel des ersten Tages stand der Berner Hauptbahnhof auf der Agenda. Hier sind neben den zwei bestehenden Velostationen drei weitere geplant. Aktuell kämpft die Stadt Bern stark mit dem Problem des Wildparkens von Fahrrädern, denn die Nutzung des Rades für die erste Meile zum Bahnhof boomt auch in der Schweiz. Ein neuer Ansatz ist hierbei das Einsetzen von Personal, das die Räder rund um den Bahnhof ordnet und verwaiste Räder entfernt. Besonderes Highlight: Die Eigenmarke Karad der Velostation „Bern PostParc“ upcycelt diese Räder und verkauft sie vor Ort.

Foto zeigt die Velostation Bern Hauptbahnhof als überdachte Fahrradparkgarage mit geparkten Fahrrädern auf zwei Etagen sowie weiteren Fahrradabstellplätzen.
Velostation Bern Hauptbahnhof

Auch die Stadt Luzern, mit der das Programm am zweiten Tag startete, setzt auf eine soziale Trägerschaft in der Velostation am Luzerner Hauptbahnhof und stellt zusätzliches Personal zum Aufräumen herumliegender und zum Beseitigen verwaister Räder bereit. Die Planungen einer weiteren, unterirdischen Velostation mit 1.100 Stellplätzen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs wurden von Lukas Deschwanden, SBB und Oliver Rippstein, Betreiber vorgestellt. Nach vierjähriger Planungszeit wurden die Planungen
aufgrund eines negativen Votums einer Volksabstimmung aufgegeben und sollen nun überarbeitet werden.

Foto zeigt die Velostation Luzern als überdachte Fahrradparkgarage mit verschiedenen Bereichen für Fahrräder, auch teilweise getrennt durch Wände aus Bambusstäben.
Velostation Luzern

Nächster Halt war die Velostation im Bahnhof Olten – ein verhältnismäßig kleinerer Knotenbahnhof mit großem Pendleranteil. Die Station, die direkt in der Bahnhofsunterführung gelegen ist, bietet Platz für 730 Räder, 620 davon können kostenlos abgestellt werden.

Den Abschluss der Exkursion bildete der Bahnhof Basel SBB. Die beiden Fahrradparkhäuser Centralbahnplatz und Nord bieten unterirdisch jeweils 1.590 und 545 Stellplätze mit direktem Zugang zum Bahnhof. Beide Parkhäuser sind sehr gut mit zahlreichen befahrbaren Rampen erreichbar und zudem durch einen Tunnel miteinander verbunden, der nur von Fahrradfahrenden und Fußgänger*innen genutzt werden kann.

Foto zeigt den Eingangsbereich der Velostation Basel am Hauptbahnhof mit Drehkreuz und geparkten Fahrrädern sowie eine LED-Anzeige über freie und belegte Abstellplätze. Velostation Basel Hbf.
Velostation Basel Hbf.

Was waren die Erkenntnisse, die die Teilnehmenden von der Exkursion mitnahmen?
Vor allem: Der Kombination von Fahrrad und Bahn wird in dem Alpenstaat große Bedeutung zugemessen und entsprechend hohe Investitionen akzeptiert. Da zur Verbesserung der Verknüpfung der Verkehrsträger Fahrradstationen meist unterirdisch geplant werden, sind Investitionskosten von 20.000 bis 30.000 Schweizer Franken pro Stellplatz schnell erreicht.

Zweitens: Oft werden die Stationen in bereits vorhandene, meist nicht genutzte Räume der bestehenden Bahnhofsgebäude und anderer Verkehrsanlagen gebaut, um mit Planungen zügig voranzukommen und Ressourcen zu sparen. Beim Betrieb der Velostationen setzen die Kommunen meist auf soziale Träger wie die Caritas oder Diakonie. Ein besonders interessanter Ansatz zur Bekämpfung von Wildparkern und zur Entfernung von Waisenrädern bietet der Einsatz von zusätzlichem Personal, das die Fahrräder nach vorheriger Kennzeichnung entfernt und herumliegende Räder ordentlich aufstellt.

Autorin: Stella Perlitz, Infostelle Fahrradparken am Bahnhof, DB Station & Service AG