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Unfallanalyse Teil 1 – Gebiete

Verkehrssicherheit

Datum 31.3.2025

Der „Pakt für Verkehrssicherheit“ hat ein gesamtstaatliches Ziel: Die Zahl der Verkehrstoten soll in Deutschland bis 2030 um 40 Prozent reduziert und die Zahl der Schwerverletzen signifikant gesenkt werden. Der Bund, die Länder und die Kommunen haben sich mit dem Pakt verpflichtet, geeignete Maßnahmen in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich zu treffen, um zur Zielerreichung beizutragen.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf sog. Gebiets-Unfallanalysen, die wichtige Informationen zu möglichen Schwerpunkten einer künftigen Verkehrssicherheitsarbeit liefern können.

Auf der linken Seite ist eine Fahrradampel in der Nacht zu sehen. Im Dunkeln leuchtet das Piktogramm eines Fahrrades in rot. Im Hintergrund ist eine Straße zu sehen. Rote Fahrradampel bei Nacht
Rote Fahrradampel bei Nacht

Nutzen von Gebiets-Unfallanalysen für die Verkehrssicherheitsarbeit

Die Analyse von polizeilichen Unfalldaten kann wichtige Informationen liefern, um Schwerpunkte der künftigen Verkehrssicherheitsarbeit festzulegen. Hierfür lassen sich Gebiete individuell festlegen und können vom einzelnen Quartier über die gesamte Kommune, den Landkreis und auch ganze Bundesländer oder das Bundesgebiet reichen. Standardisierte Analysen liefern turnusmäßig die Statistischen Ämter der Länder und des Bundes (Unfallverhützungsberichte) mit ihren Monats- und Jahresberichten.

Solche Analysen, die unabhängig der jeweilig konkreten Verkehrsanlage erfolgen, geben einen Überblick über Besonderheiten im Unfallgeschehen. Diese können beispielsweise

  • die maßgeblich am Unfallgeschehen beteiligten Verkehrsarten,
  • unfallauslösende Konflikte (Unfalltypen),
  • Unfallschwere (Unfallkategorie)
  • und weitere individuell festlegbare Merkmale (Baum, Kreuzung, Lichtsignalanlagen, usw.)

betreffen. Bei der Betrachtung aufeinanderfolgender Zeiträume lassen sich zudem Trends im Unfallgeschehen erkennen (z. B. Anstieg des Anteils an Radverkehrsunfällen).
Die Ergebnisse solcher Analysen können dann Grundlage für Verkehrssicherheitsprogramme oder spezifische Programme (z. B. Programm zum Bau von Querungshilfen) sowie für Kampagnen sein, etwa zum sicheren Queren von Fahrbahnen, Schulwegsicherheit, Freihalten von Sichtfeldern an Kreuzungen, usw. sein.

Beispielsweise lassen sich durch eine spezifische Analyse etwa der Unfälle mit Gehenden Innerorts, differenziert nach den Konflikten, verschiedene Schwerpunkte der weiteren Verkehrssicherheitsarbeit identifizieren.

Umsetzung von Unfallanalysen

Stabdiagramm mit fünf farbigen Balken zeigt die Top 5 der Unfälle mit Gehenden Innerorts. Links ist ein Fußgänger-Symbol abgebildet. Abbildung: Top 5 Unfälle mit Gehenden innerorts aus dem Verkehrssicherheitsprogramm Sachsen 2024
Abbildung 1: Top 5-Unfälle mit Gehenden innerorts aus dem Verkehrssicherheitsprogramm Sachsen 2024

Im Beispiel der Abbildung 1 aus dem Verkehrssicherheitsprogramm Sachsen 2024 wurden die typischsten Unfallsituationen der Unfälle mit Personenschaden mit Beteiligung von Gehenden in innerörtlichen Gebieten des Freistaats Sachsen für den Zeitraum 2015 bis 2019 dargestellt.
Im Ergebnis zeigt sich ein hoher Anteil von Unfällen beim Überqueren der Fahrbahn auf der Strecke, aber auch an Einmündungen und Kreuzungen. Besonders hervorzuheben ist der hohe Anteil von Unfällen mit Kindern beim Überqueren der Fahrbahn im Gesamtunfallgeschehen. Im Resultat könnte ein Programm von baulichen Maßnahmen zur Verbesserung an Querungsstellen, etwa Lichtsignalanlagen für Gehende an wichtigen Querungsstellen, Mittelinseln oder Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) vorgesehen werden. Verkehrsrechtlich und schneller umsetzbar wäre die Freihaltung von Sichtfeldern an Stellen zu prüfen, wo viele Gehende die Straße queren oder es bereits zu Unfällen kam.

Die Bundeshauptstadt Berlin hat ein Programm zur Verkehrssicherheit an Einmündungen und Kreuzungen aufgesetzt, in dem überwiegend durch verkehrsrechtliche Maßnahmen und – wenn erforderlich durch kleinere bauliche Maßnahmen - das Parken im Kreuzungsbereich unterbunden wird. Das verbessert für Fahrzeugführende und Gehende gleichermaßen die Sichtverhältnisse und somit die subjektive und vor allem aber objektive Verkehrssicherheit.

Das Unfallgeschehen beim Überschreiten bei Dämmerung und Dunkelheit gibt einen Hinweis auf unzureichende Beleuchtung an Querungsstellen. Für konkrete Maßnahmen und gezielte Kampagnen können die verschiedenen Aspekte der Analyse vertieft ausgewertet werden. So wäre zu prüfen, ob die Unfälle mit dem Radverkehr auf das Radfahren auf Gehwegen, das Gehen auf dem Radweg oder andere Faktoren zurückzuführen sind.

Fazit

Diese hier beispielhaft für den Fußverkehr innerorts andiskutierte Analyse lässt sich auf verschiedene Ortslagen, Verkehrsarten oder Fragestellungen anpassen, umso gezielt Fragen des Gesamtunfallgeschehens und Trends zu beantworten.

Aussagen zu konkreten örtlichen Defiziten lassen sich mit einer gebietsweiten Analyse nicht beantworten.
Für konkrete ortsspezifische Maßnahmen kann das Verfahren der örtlichen Unfallanalyse des Merkblatts zur Örtlichen Unfalluntersuchung in Unfallkommissionen (M Uko) der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) angewendet werden.

Weiterführende Informationen

Einführung in die kommunale Verkehrssicherheitsarbeit

Eine Übersicht der Verfahren und Werkzeuge auf lokaler Ebene zur Verbesserung der Verkehrssicherheit finden Sie in unserer Einführung in die kommunale Verkehrssicherheitsarbeit.

Grundlagenseminar zur kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit

Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Unfallmerkmalen und der Analyse von Unfalldaten erhalten Sie in unseren Grundlagenseminaren zur kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit.

Verkehrssicherheitsprogramm des Bundes

Bis 2030 soll die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent sinken, zugleich sollen weniger Menschen bei Unfällen schwer verletzt werden. Im Mai 2021 haben Bund, Länder und Gemeinden daher den „Pakt für Verkehrssicherheit“ ins Leben gerufen. 

Verkehrssicherheitsprogramm des Freistaates Sachsen

Das Verkehrssicherheitsprogramm bündelt die Vielzahl wirksamer Maßnahmen und gibt Impulse für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Verkehrssicherheitsarbeit im Freistaat Sachsen. In die Entwicklung des Programms wurden im Sinne einer „Mobilität für Alle“ sämtliche Formen der Verkehrsteilnahme einbezogen. Es wird angestrebt, die Rahmenbedingungen für Landkreise und Kommunen zu verbessern, die Verkehrssicherheitsarbeit an der Infrastruktur zu stärken und den Stellenwert der allgemeinen Verkehrssicherheitsarbeit zu erhöhen. Dazu gehören u.a. Sicherheitsaudits, die Berücksichtigung der Verkehrssicherheit bei der Vergabe von Fördermitteln, Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Fortbildungsangebote.

Zu den Inhalten dieses Beitrags

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit der LISt Gesellschaft für Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH entstanden.