Navigation und Service

Smart Cycling

Digitalisierung im Radverkehr

Datum 28.2.2023

Der Begriff „Smart Cycling“ findet für jede Form vernetzter Technik am Fahrrad Verwendung, ist aber in seiner Bedeutung unscharf. Im Kontext der smarten Stadt bezeichnet er die Interaktion von Infrastruktur und Fahrrad. Im Rahmen der smarten Mobilität ist das Fahrrad Teil einer Kombination von Transportarten. Der folgende Beitrag bettet den Begriff ein und zeigt Beispiele auf.

Was ist unter „Smart Cycling“ zu verstehen?

Smartes Radfahren beinhaltet laut dem Europäischen Radfahrverband (ECF) die Verwendung von Daten, Kommunikationstechnologien und darauf basierenden Produkten und Dienstleistungen, um das Radfahrerlebnis zu verbessern. Voraussetzung hierfür ist eine Vernetzung der verwendeten Technik am Fahrrad, wie zum Beispiel:

  • Smartphones und Apps, Navigationsgeräte oder andere Technik mit GPS-Ortung, die Radfahrende für Stadtplaner*innen und Verkehrsleitzentralen sichtbar machen
  • Vernetzte Navigationsgeräte, die Fahrradfunktionen beispielsweise auf Basis der Geschwindigkeit steuern
  • Vernetzte Fahrradkomponenten, die mit den Smartphones oder Navigationsgeräten der Nutzer*innen kommunizieren
  • Brillen mit digitalen Displays, die bestimmte Daten einblenden etc.

Die für das smarte Radfahren zum Einsatz kommenden Daten können allgemein zugänglich sein oder nur einer bestimmten Nutzer*innen-Gruppe zur Verfügung stehen. Sie können von privaten oder öffentlichen Akteur*innen stammen. Die Angebote können in Echtzeit operieren oder mit statischen Daten arbeiten.

Der Begriff ist eingebettet in die Konzepte smarter Städte und smarter Mobilität.

Smart Cities

Smarte Städte vernetzen Infrastruktur, Transportmittel und Menschen bzw. deren Smartphones oder andere Technik am Fahrrad, um beispielsweise Verkehrsflüsse zu optimieren, zu simulieren und neue Angebote oder ein effizientes und komfortables Lebensumfeld zu schaffen. Der Fokus liegt dabei auf dem Menschen mit seinen Bedürfnissen, einer gesunden Wirtschaft und einer intakten Umwelt.

Smarte Mobilität

Smarte Mobilität zielt auf die Vernetzung der verschiedenen Fortbewegungsmittel ab, um diese komfortabel kombinieren zu können. Potenzielle Datenlieferanten sind dabei unter anderem: die Nutzenden selbst, Mobilitätsanbieter, Navigations- und Kartendienste, Dienstleister, Infrastrukturbetreiber, Mobilfunkanbieter oder Kommunen.

Illustration von Zahnrädern, die ineinander greifen. Im Innern eines jeden Zahnrads stellt ein Symbol ein Verkehrsmittel dar. Umweltverträgliche Verkehrsmittel erhalten größere Zahnräder: Zug, Fahrrad, Straßenbahn, Fußgänger*innen. Neue Mobilität und vernetzte Verkehrsmittel
Ein vernetztes und umweltverträgliches Mobilitätsangebot setzt auf einen Mix an Verkehrsmitteln mit einem Fokus auf Rad- und Fußverkehr sowie dem Öffentlichen Verkehr.

Mobility as a Service

Im Kontext der smarten Mobilität kann das Fahrrad Teil einer Mobilität als Dienstleistung („Mobility as a Service“, Maas) werden. Ziel ist ein intermodales, nahtloses Mobilitätsangebot, das den Besitz eigener Mobilitätsmittel erübrigt. Ein Beispiel könnte hierbei eine App sein, die zahlreiche Transportmöglichkeiten verknüpft und kombiniert, das beste Verkehrsmittel nach individuellen Kriterien auswählt, die Auswahl während der Reise ständig anpasst und die benutzten Verkehrsmittel auch gleich bezahlt.

Aufgrund der Komplexität dieses Unterfangens sind solche Angebote noch nicht in der Breite verfügbar. Ein Beispiel ist die WHIM-App in Helsinki, die viele Mobilitätsmittel in und um Helsinki abdeckt, darunter öffentliche Verkehrsmittel, City-Bikes, Mietwagen, E-Scooter, Car-Sharing oder auch Taxifahrten. In den Niederlanden gibt es das OV-Chipkaart-System, das alle öffentlichen Verkehrsmittel im Land abdeckt: Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, Nah- und Regionalzüge sowie Transportmittel für die letzte Meile, darunter Leihfahrräder und Autos.

Hürden

In Deutschland dürfte die Skepsis der Nutzer*innen gegenüber der Freigabe ihrer Daten noch ein Hemmnis für smarte Mobilität und smartes Radfahren darstellen. Laut einer Umfrage des Eco-Verbands der Internetwirtschaft von September 2022 lehnen es mehr als 60 Prozent der Befragten ab, ihre Mobilitätsdaten mit Anbietern zu teilen, „selbst wenn sich daraus persönliche Vorteile oder Vorteile für die Allgemeinheit ergeben“.

Der Verband prognostiziert Shared-Mobility-Konzepten im Bereich Klimaschutz „immenses Potenzial“. Allerdings seien dafür „klare und verhältnismäßige Regeln für den Austausch von Daten sowie Anreize für Standardisierung und den Aufbau von Datentreuhändern“ nötig, ebenso wie eine höhere „Verfügbarkeit von Daten der öffentlichen Hand“.

Beispiele

Die folgenden Beispiele zeigen Ideen für mögliche Smart-Cycling-Anwendungen auf:

  • Bike Sharing: Viele Anbieter von Leihrädern verfügen über Apps, die auf einer Karte die verfügbaren Räder anzeigen und auch gleichzeitig das Buchen, Ausleihen und Bezahlen ermöglichen.
Illustration einer Leihfarrad-Station und einer Rad fahrenden Person im Hintergrund. Im Vordergrund hält eine Hand ein Smartphone, auf dem ein Fahrrad abgebildet ist. Bike sharing / Leihfahrräder
Vernetzte Leihfahrräder sind Teil einer smarten Mobilität.
  • Die SiBike-App interagiert mit Ampeln, die mit der entsprechenden Technik ausgestattet und von einer Verkehrsleitzentrale aus steuerbar sind. Die Ampel verlängert die Grün-Phase, sobald sich eine Rad fahrende Person mit GPS-Ortung nähert.
  • Eine "Grüne Welle" für Radfahrende steht im Mittelpunkt des Projekts PrioBike-HH, an dem die Stadt Hamburg und die Technische Universität Dresden gemeinsam mit weiteren Partnern arbeiten.
  • Moderne Routing-Technologie schlägt die besten Routen vor, um beispielsweise gefährliche, verstopfte oder schadstoffbelastete Wege zu vermeiden. Das Routing richtet sich nach den individuellen Präferenzen der Radfahrenden.
  • Die Teilnehmerkommunen an der Kampagne "Stadtradeln" erhalten über das RiDE-Portal kostenfreien Zugang zu den aufbereiteten Fahrraddaten, die mit der Smartphone-App der Kampagne gesammelt wurden.
  • Digitale Informationstafeln für Radfahrende können über die Auslastung von Wegen und Strecken, Reisezeiten, Events, Bauarbeiten und Ähnliches informieren. Die Stadt Kopenhagen hat derartige Informationstafeln aufgestellt.