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16. Fahrradkommunalkonferenz in Aachen

„Mobilitätswende umsetzen - Gute Pläne und jetzt Strecke machen“

Datum 1.12.2022

Die 16. Fahrradkommunalkonferenz fand am 22. und 23.11.2022 in Aachen statt. Die Veranstaltung wurde vom Mobilitätsforum Bund im Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und gemeinsam mit der Stadt Aachen organisiert.

Moderatorin eröffnet die Paneldiskussion mit Referierenden auf der Hauptbühne der Veranstaltungslocation Das Liebig vor teilnehmenden Publikum. Eröffnung Fahrradkommunalkonferenz 2022

Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Mobilitätswende umsetzen - Gute Pläne und jetzt Strecke machen" und wurde als hybrides Format durchgeführt.
Die Fahrradkommunalkonferenz gilt als wichtigste Radverkehrskonferenz auf kommunaler Ebene.

An beiden Veranstaltungstagen tagten mehr als 400 Radverkehrsverantwortliche und Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet. Allein 300 Teilnehmende waren vor Ort in der Veranstaltungslocation Das Liebig; mehr als 100 Teilnehmende verfolgten ausgewählte Programmpunkte per Livestream.

Neben einem vielfältigen Programm aus Keynotes, Paneldiskussionen und Arbeitsgruppen boten geführte Fahrrad- und Fußexkursionen durch Aachen Einblicke in die praktische Umsetzung der lokalen Radverkehrsförderung.
Viel Raum zum Netzwerken gab die begleitende Ausstellung mit Präsentation von radverkehrsverantwortlichen Organisationen und Initiativen sowie ein weiterführendes Exkursions- und Rahmenprogramm in Aachen. Auch das BAG war mit einem eigenen Stand vertreten.

Erster Veranstaltungstag - Programm am Dienstag

Die Moderation des Rahmenprogramms übernahm Totinia Hörner, die zunächst die Aachener Stadtbaurätin Frauke Burgdorff für ein Grußwort auf die Bühne bat. Es folgte ein digital zugeschaltetes Grußwort aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing. Für den Landesminister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, Oliver Krischer, der kurzfristig verhindert war, sprach sodann Ulrich Malburg vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. In zwei darauffolgenden Keynotes machten Thomas Vielhaber, Stadt Hannover, und Dr. Linus Tepe, Kreis Coesfeld, die urbanen und ländlichen Herausforderungen in der Radverkehrsförderung an konkreten Praxisbeispielen sichtbar. Vielhaber stellte u.a heraus, dass bei der Umsetzung von Radverkehrsprojekten umfassende, aber örtlich angepasste Strategien festgelegt, eine Flächengerechtigkeit anzustreben und Belastungen durch MIV abgebaut werden sollten. Es müssten sichere, einladende Infrastrukturen und attraktive, komfortable Angebote für Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV geschaffen werden. Tepe betonte, dass es eines breiten gesellschaftlichen Konsenses und ihm nachgelagert rechtliche Ermöglichungsnormen bedürfe, wie der Straßenraum zwischen den Verkehrsteilnehmenden aufgeteilt werden solle.

Im Panel diskutierten beide im Anschluss mit Isabel Strehle, Stadt Aachen, Christine Fuchs, AGFS NRW, und Wim van Tilburg zu den Möglichkeiten und Herausforderungen von kommunalen Radverkehrsprojekten. Es brauche Visionen, Mut und Leuchtturmprojekte, um gemeinsame Erfolge zu erzielen. Alle Beteiligten sollten an einem Strang ziehen.

In vielen Beiträgen wurde auch die Notwendigkeit und der Bedarf an qualifizierten Fachkräften und Personal deutlich, um eine Mobilitätswende zu unterstützen. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die neue Fortbildunglinie Radverkehrsplanung hingewiesen, die im Frühjahr 2023 starten soll. Aktuell ist die Planung und Durchführung der neuen Fortbildungslinie im Auftrag des Mobilitätsforums Bund im Bundesamt für Güterverkehr ausgeschrieben.

Verleihung plan F-Awards - Impulse für die kommunale Fahrradmobilität

Preisverleihung mit den Gewinnern des Plan F-Awards auf einer Bühne, die ihre Gewinnerurkunde halten. Plan F-Award Preisverleihung

Carolin Kruse, FairSpaces, verlieh gemeinsam mit der plan F-Award-Schirmherrin Rebecca Peters, Bundesvorsitzende des ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. und Christoph Kollert, Verbundkoordinator NUDAFA, die Plan F-Awards an rund 21 Kommunen.
Insgesamt hatten sich rund 66 Projekte aus unterschiedlichen Kommunen in ganz Deutschland für den plan F-Award 2022 beworben. Kleine und große Kommunen aus ländlichen sowie urbanen Regionen waren vertreten und bilden dabei die große Vielfalt deutscher Kommunen und deren unterschiedliche Herausforderungen und Möglichkeiten in der Radverkehrsförderung ab. Eingereicht wurden im kleinen als auch im großen Maßstab geplante und umgesetzte Maßnahmen aus den neun Handlungsfeldern der Radverkehrsförderung (wie Governance, Öffentlichkeitsarbeit, Infrastruktur, Bildung und Trainings etc.), die allesamt dazu beitragen, das Radfahren angenehmer und zugänglicher zu gestalten und den Radverkehr zu fördern.
Eine Jury kürte die besten Praxisbeispiele pro Handlungsfeld sowie drei Gesamtsiegerinnen und -sieger des plan F-Award 2022.
Alle Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie unter Plan-F.info.

Zweiter Veranstaltungstag - Programm am Mittwoch

Der zweite Veranstaltungstag startete mit einer Keynote des Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier im Namen der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände, gefolgt von einem Überblick über die Aachener Radverkehrsförderung und -umsetzung durch die Aachener Stadtbaurätin Frauke Burgdorff. "In Aachen wirken die Mobilitätswende und der Radentscheid als zentraler Motor der städtischen Transformation", so Burgdorff.
Ulrich Malburg berichtete über das nordrheinwestfälische Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz (FaNaG) und den dazugehörigen Aktionsplan. So gelte das FaNaG als "Türöffner für mehr und besseren Radverkehr in Nordrhein-Westfalen".
Roman Willweber, BAG, gab einen Überblick über die Förderlandschaft im Radverkehr.

Vortrag des Mobilitätsforums Bund auf der Fahrradkommunalkonferenz 2022 zur Förderlandschaft im Radverkehr. Fahrradkommunalkonferenz 2022 - Vortrag

In insgesamt acht Arbeitsgruppen (Teil 1 und Teil 2) diskutierten Teilnehmende zu den Themen Verwaltung & Governance, sicherer Radverkehr, Radentscheide und die Verknüpfung von Stadt & Region.

In der AG 1: Verwaltung / Governance I: Kurzer Prozess! Effiziente Abläufe für eine schnellere Umsetzung betonte Isabell Strehle, Architektin und Regierungsbaumeisterin der Stadt Aachen, dass die Politik, die Stadtgesellschaft und externe Akteurinnen und Akteure im Prozess bedarfsgerecht beteiligt werden sollten.

Die AG 2 behandelte das Thema "Sicherer und attraktiver Radverkehr I: Kreuzen, queren, abbiegen." Radfahrende wollten bei der Infrastrukturplanung ebenso berücksichtigt und ernst genommen werden wie Autofahrende (u.a. Stichwort Flächengerechtigkeit), stellte u.a. Prof. Dr. Oliver Schwedes, Technische Universität Berlin, heraus.
Speziell zu dem Thema "Kreuzungen und Knotenpunkte" werden wir ab Februar 2023 fünf Vertiefungsseminare als Präsenzveranstaltung anbieten.

Informationen dazu finden Sie ab sofort auf unserer Veranstaltungsseite.

In der AG 3: Radentscheide: Miteinander geht’s besser/ Radentscheide auf Landesebene befassten sich die Teilnehmenden mit Erfahrungsberichten und der Wichtigkeit von Radentscheiden. Als erste Rednerin sprach Frau Ragnhild Sörensen von Changing Cities über das Mobilitätsgesetz und den Volksentscheid in Berlin. Besonders auf kurzen Strecken (> 10 km) sei das Potential vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen enorm. Das 2018 verabschiedete Mobilitätsgesetzt lege besonders den Fokus auf die Vision Zero und den Ausbau eines Radnetzes inklusive Radschnellwege bis 2030. Bereits 2022 konnten 53 Radentscheide in ganz Deutschland verzeichnet werden, mit mehr als 1 Millionen Unterschriften für besseren Radverkehr.
Daniela Rüdel sprach als Radverkehrskoordinatorin der Stadt Aachen über den „Aachener Weg“. Der Radentscheid verzeichnete 37.436 Unterschriften. Sie betonte die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung aller Verkehre. Planungsprozesse müssten besser aufgebaut werden.

"Stadt & Region: Gute Verbindungen schaffen" bzw. "Stadt & Land: Mobilitätswende für alle" lauteten die Schwerpunkte der AG 4. Bastian Weiser, Stadt Aachen, betonte, dass zur einheitlichen Netzgestaltung auf regionaler Ebene abgestimmte, gemeinsame Grundsätze und Standards in der Radverkehrsführung zu definieren wären. Jana Heimel von der Hochschule Heilbronn erwähnte das vom BMDV geförderte Forschungsprojekt PendlerRatD, mit dem gezeigt werde, wie man einen Bewusstseinswandel bei Verkehrsteilnehmenden bewirken und so Autofahrer zum Umstieg motivieren kann.

Das Miteinander bei Planungsprozessen wurde im Nachmittagsblock unter der Moderation von Christine Fuchs, AGFS NRW, aufgegriffen. Primär ging es um die Rolle der AGFK als Vermittler zwischen Land und Kommune. Die AGFKen verstehen sich dabei als Ideengeber und Motor, um den Abbau von Hemmnissen bzw. Beschleunigungsthemen zwischen Land und Kommune voranzubringen. Synergien sollen genutzt werden, um die Motivation für die Mobilitätswende zu stärken. In einer gemeinsamen Diskussion gab es die Möglichkeit, Potentiale für eine erfolgreiche Zusammenarbeit herauszuarbeiten.


Zur gemeinsamen Abschlussdiskussion: „Kooperation - Kommune gemeinsam umbauen“ kamen nach einer Keynote von der BMDV-Stiftungsprofessorin Frau Prof. Jana Kühl, Ostfalia - University of Applied Sciences, Uwe Müller, Stadt Aachen, Frauke Prass, Deutscher Städtetag NRW und Benjamin Haag, IHK Aachen, zusammen.

Die 17. Fahrradkommunalkonferenz 2023

Die feierliche Staffelübergabe an die gastgebende Kommune der Fahrradkommunalkonferenz 2023 ging an Regensburg.

Veranstalter der 16. Fahrradkommunalkonferenz

  • Mobilitätsforum Bund in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Urbanistik gGmbH (Difu)
  • Stadt Aachen
  • Deutscher Städtetag (DST)
  • Deutscher Landkreistag (DLT)
  • Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB)

Gefördert von

  • dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)
  • dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen

Über die Fahrradkommunalkonferenz

Die jährliche Fahrradkommunalkonferenz findet seit 2007 an wechselnden Orten in Deutschland statt und gilt mittlerweile als wichtigste Radverkehrskonferenz auf kommunaler Ebene. Sie wird maßgeblich durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert und vom Mobilitätsforum Bund gemeinsam mit einer gastgebenden Kommune veranstaltet. Die kommunalen Spitzenverbände unterstützen die Fahrradkommunalkonferenz als ideelle Mitveranstalter gemeinschaftlich. Die Ziele der Konferenz sind der Wissenstransfer sowie der kollegiale und fachliche Austausch zwischen den Radverkehrsverantwortlichen der Kommunen und Länder.

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