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Fahrradparken - Grundlagen, Nutzen und Fördermöglichkeiten

Themenmonat Fahrradparken

Datum 10.3.2023

Der Radverkehr in Deutschland soll attraktiver werden. Dieses Ziel hat sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in dem Nationalen Radverkehrsplan 3.0 gegeben1. Vor diesem Hintergrund soll die finanzielle Förderung des Radverkehrs durch Bund, Länder und Kommunen auf bis zu 30 Euro je Person und Jahr steigen2.

Hintergrund

Laut der Prognos Studie „Finanzierung des Radverkehrs bis 2030“ lagen die Ausgaben für die Finanzierung der Radverkehrsinfrastruktur in den Jahren 2015 bis 2017 zwischen 5 Euro bis 8 Euro je Einwohner3. Um die Zielstellungen des BMDV zu realisieren, prognostiziert die Studie erforderliche Gesamtausgaben für den Radverkehr von rund 820 Millionen Euro im Jahr 2025 und von rund 900 Millionen Euro im Jahr 20304.

Auf dem Asphalt ist mit weißer Farbe und Umrandung ein Lastenrad aufgemalt. Daran schließen sich Abschließbügel an einer Wand an. Lastenrad-Parkplatz
Lastenrad-Parkplatz

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) intensivierte daher bereits seine Förderaktivitäten und richtete diese zielgerichtet neu aus. So wurde bereits im Jahr 2019 das Förderprogramm der investiven Modellvorhaben an den Start gebracht. Eine weitere Steigerung der Unterstützung für Länder, Städte und Gemeinden zum Ausbau des Radverkehrs geht mit dem „Sonderprogramm Stadt und Land“ (SuL) einher.

Seit März 2023 ergänzt das BMDV seine Maßnahmen für einen schnellen und qualitativ hochwertigen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur um ein weiteres wichtiges Element: Gefördert wird die Planung und der Bau von Fahrradparkhäusern, großen Sammelschließanlagen und automatischen Fahrradparktürmen an Bahnhöfen, Busbahnhöfen und zentralen Stationen des Öffentlichen Personenverkehrs. Gefördert wird auch die Nutzung von leerstehenden oder untergenutzten Räumen im Bahnhofsumfeld sowie zusätzliche Baumaßnahmen zur Anbindung von Fahrradparkhäusern an das Radwegenetz.

Radverkehr und Öffentlicher Personen Nahverkehr (ÖPNV)

Einen Schwerpunkt der Förderung stellt die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur im ländlichen- wie auch im Stadtnahen- bzw. im Stadtrandraum dar. Neben der Verbesserung der Netzplanung sowie der Radwege-Infrastruktur, steht die Verknüpfung des Radverkehrs mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund weist der NRVP 3.0 das Ziel der Errichtung und Entwicklung geschlossener Radverkehrsnetze aus.

Teilbereich des Fahrradparkhauses in Utrecht. Zu sehen ist der Innenbereich eines Parkhauses aus Beton, mit roten Radspuren an der linken Seite und doppelstöckigen Radabstellmöglichkeiten auf der rechten Seite des Bildes. Fahrradparkhaus in Utrecht, Niederlande
Beispiel für ein Fahrradparkhaus, hier am Bahnhof Utrecht

Die Schwerpunktsetzung erfolgt nicht ohne Grund. So weist die im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr in Auftrag gegebene Studie „Mobilität in Deutschland“ (MID)5 aus, dass in Deutschland nach wie vor 43 Prozent aller Wege mit dem eigenen Pkw zurückgelegt werden. Bei der Nutzung nimmt weiterhin der Pendelverkehr einen hohen Stellenwert ein. Bemerkenswert dabei ist, dass die mittlere Pendeldistanz lediglich bei 16 km liegt. Bei 40 Prozent der erfassten Pendelfahrten liegt die zurückgelegte Entfernung sogar bei lediglich 5 km.6

Bei der Betrachtung der Daten zur Aufteilung der Distanzen auf Verkehrsmittel beim Berufspendeln nach Raumstruktur ist dabei folgendes festzustellen: Während in städtisch geprägten Räumen bereits eine leichte Umkehr, d. h. eine verstärkte Nutzung anderer Verkehrsträger, wie ÖPNV oder das Fahrrad, zu verzeichnen ist, bleibt das Auto besonders im ländlich geprägten Raum das Verkehrsmittel Nummer eins7.

Fahrradabstellanlagen – Der Bedarf ist groß

Um hier ernsthafte Mobilitätsalternativen anbieten zu können, ist nicht nur der intensive Ausbau des ÖPNV nötig. Auch die Erreichbarkeit des ÖPNV muss neu gedacht werden. Dabei spielen Fahrradabstellanlagen eine besondere Rolle. Deren Bedarf ist enorm. Laut einer Studie der PTV Group ergibt sich in Deutschland ein Gesamtbedarf von 1,5 Mio. Fahrradstellplätzen8. Erste Schritte zur Herstellung solcher Anlagen werden bereits von vielen Kommunen und Verkehrsverbünden durchgeführt. Die Ergebnisse der PTV Studie zeigen jedoch auf, dass sich z. T. erhebliche Hemmnisse bei der Planung und baulichen Umsetzung solcher Anlagen ergeben.

Fahrradparkhaus vorwiegend aus Holz, mit zwei Etagen und großem schrägen Dach, das über die Holzkonstruktion herausragt. Links ist im Hintergrund der Bahnhof von Eberswalde zu erkennen, auf dem Kopfsteinpflaster stehen Autos. Im Vordergrund eine Straße. Fahrradparkhaus in Eberswalde
Beispiel: Fahrradparkhaus in Eberswalde

So wird z. B. das Fehlen von Koordinierungsstellen auf Länderebene und damit das Fehlen eines zentralen Ansprech- und Planungspartners, die eingeschränkte Flächenverfügbarkeit sowie die komplexen und langwierigen Prüfungs- und Genehmigungsprozesse von Bahnhofsnahen und DB eigenen Flächen genannt9.

Auf finanzieller Seite werden Schwachstellen in den einzelnen Förderprogrammen ausgemacht. So sind die Förderquoten mitunter zu niedrig sowie die Art der förderfähigen Kosten sehr beschränkt. Das führt u. a. dazu, dass Kommunen die für die bauliche Umsetzung erforderlichen Eigenmittel nicht aufbringen können oder wollen. Gerade vor dem Hintergrund der derzeit stetig steigenden Bau- und Grunderwerbskosten kommt dieser Punkt zum Tragen. Vor dem Hintergrund der finanziellen Belastung wird auch häufig der bürokratische Aufwand für die Antragsstellung als zentraler Hinderungsgrund genannt.

Aufbauend auf das oben genannte und im NRVP 3.0 formulierte Ziel, soll daher im Rahmen der Radverkehrsförderprogramme auf die von der PTV Studie identifizierten Hemmnisse reagiert werden um somit eine gezielte Unterstützung von Kommunen und Nahverkehrsverbänden sicher zu stellen. Damit sollen diese in die Lage versetzt werden, verstärkt Alternativen für den täglichen Pendelverkehr anbieten zu können.

Die Förderung von Fahrradabstellanlagen an ÖPNV Knotenpunkten steht dabei ebenso im Fokus der Förderprogramme wie auch die Stärkung und Modernisierung der geltenden Rechtsrahmen10. Im Blickpunkt der umzusetzenden Maßnahmen steht jedoch nicht nur die finanzielle und organisatorische Unterstützung bei der Planung und dem Bau der Anlagen, sondern auch Untersuchungen zum Wirken und Nutzen von Fahrradparkhäusern und Fahrradabstellanlagen.

Förderprogramme des Bundes

Von Seiten des BMDV erfolgt eine aktive Unterstützung u. a. mittels der Förderprogramme zur „Förderung von nicht investiven Maßnahmen“, der „Investiven Modellvorhaben“ sowie über das „Sonderprogramm Stadt und Land“11. Seit März 2023 hinzugekommen ist zudem das Förderangebot für Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen. Aber auch die „Bike+Ride Offensive“ der DB Station& Service AG12, welche im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert wird, ist hier besonders hervor zu heben.

Grafik zeigt Deutschlandkarte mit Pins, die zu verschiedenen Beispielen für Fahrrad-Abstellanlagen führen.
Themenkarte mit Beispiel-Projekten zu Fahrrad-Abstellanlagen.

Nicht investive Maßnahmen

Alle genannten Förderprogramme setzen dabei unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte in der Förderung. So wird im Rahmen der „Förderung nicht investiver Maßnahmen“ u.a. die Einrichtung der „Vernetzungsstelle Bike-and-Ride“13 beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gefördert. Diese hat die aktive Unterstützung von Kommunen im Verbandsgebiet bei der Planung und der baulichen Umsetzung von Radabstellanlagen zum Ziel. Die Erfahrungen des VBB bei der Einrichtung der Vernetzungsstelle werden dokumentiert und sollen andere Verkehrsverbände in die Lage versetzen, gezielt vergleichbare Beratungsstellen einzurichten.

Auch mit dem Projekt „FahrRadzumZug“, welches von der Allianz pro Schiene14 durchgeführt wurde, wurde untersucht, wie eine Verbesserung der Abstellsituation von Fahrrädern an Bahnhöfen erreicht werden kann. Hierfür kamen im Rahmen des Projektes Vertreter von Kommunen, Fahrrad- und Bahnverbänden sowie aus der Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Die Ergebnisse wurden in einem vierteiligen Podcast zusammengefasst. Die Ergebnisse des Projektes wurden in den Handlungsempfehlungen „FahrRadzumZug“ zusammengefasst worden und können sowohl beim Mobilitätsforum Bund als auch, zusammen mit weiteren Informationen, bei der Allianz pro Schiene abgerufen werden.

Investive Modellvorhaben

Auch über das Förderprogramm der „investiven Modellvorhaben“ werden u.a. Projekte mit dem Ziel der Verknüpfung des ÖPNV mit anderen Verkehrsträgern gezielt gefördert. Im Fokus dieses Förderprogramms liegt die bauliche Umsetzung von Maßnahmen bzw. Projekten, die mit ihrem modellhaften Charakter eine Vorbildwirkung für andere Kommunen bilden und so zu einer Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur in Deutschland dienen sollen. Beispielhaft sei hier das Projekt eines vollautomatischen Fahrradparkhauses in Osnabrück15 genannt. Im Rahmen des Förderprogramms können aber auch umfassendere Maßnahmen unterstützt werden. So fördert das BMDV in Korntal-Münchingen16 die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes. Mit dieser Neuordnung des Bahnhofbereiches erfolgt eine Verknüpfung von nachhaltigen Mobilitätsformen.

Sonderprogramm Stadt und Land

Während das Förderprogramm der „investiven Modellvorhaben“ sich eher auf innovative Leuchtturmprojekte und damit auf ein eher eingegrenztes Förderumfeld konzentriert, können über das „Sonderprogramm Stadt und Land“ unkompliziert u. a. Radabstellanlagen und Fahrradparkhäuser gefördert werden17. Hierbei steht nicht ein etwaiger Modellcharakter im Vordergrund, sondern vielmehr die Nutzerorientierte bauliche Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung der Radverkehrsinfrastruktur. Mit diesem Förderprogramm steht den Kommunen daher ein Instrument zur Verfügung, welches einen breiten Umfang an Maßnahmen zur Förderung zulässt.

Verkehrswende, Umwelt- und Klimaschutz Aspekte

Die Förderung von Radabstellanlagen und Fahrradparkhäusern stellt einen wichtigen Beitrag bei der anvisierten Verkehrswende dar. Bei der Betrachtung des Themas sollten dabei nicht nur die Umwelt- und Klimaschutz Aspekte berücksichtigt werden. Auch Aspekte hinsichtlich einer städtebaulichen Umgestaltung von Plätzen und Quartieren und damit die Umgestaltung des Stadtraums an die Bedürfnisse der Bewohner sind nicht außer Acht zu lassen. So nimmt eine Radabstellanlage z. B. nur 10% der Fläche eines Pkw Stellplatzes ein18. Allein aus diesem Punkt heraus lässt sich bereits erkennen, welche Möglichkeiten sich in der Freiraumgestaltung ergeben können.

Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen

Der Bund hat großes Interesse an der Stärkung der intermodalen Schnittstelle von Fahrrad und Bahn / Bus und sieht im Ausbau von Fahrradparkhäusern und Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen einen besonderen Handlungs- und Erkenntnisbedarf.

Am 6.3.2023 ist daher der Förderaufruf für das neue Förderprogramm des BMDV gestartet. Insgesamt stehen in dem neuen Förderprogramm bis zum Jahr 2026 insgesamt 110 Millionen Euro bereit. Mit dem Aufruf unterstreicht das BMDV noch einmal das Ziel, den in der Studie „Fahrradparken an Bahnhöfen“ dargestellten Fehlbedarf an Fahrradabstellplätzen an ÖPNV Bahnhöfen und ÖPNV Knotenpunkten offensiv zu begegnen.

Gefördert wird die Planung und die bauliche Umsetzung von Fahrradparkhäusern und gesicherten Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen des Öffentlichen Personenverkehrs, deren bauliche Umsetzung bis 2026 abgeschlossen werden kann.

Der Förderaufruf bzw. Projektideen können bis zum 7.5.2023 über die Plattform „easy-Online“ beim BALM eingereicht werden. Weitere Informationen erhalten Sie über die Internetpräsenz des BALM.

Autor: Robert Eltner, Bundesamt für Logistik und Mobilität, Referat F4 - Radverkehr.

Weitere Informationen:

Auf unserer aktuellen Themenkarte finden Sie eine Auswahl an Projektbeispiele zu Fahrradabstellanlagen und Intermodalität in Deutschland.

Quellen:

1) Vgl. Nationaler Radverkehrsplan 3.0, April 2021.
2) Vgl. Nationaler Radverkehrsplan 3.0, April 2021.
3) Endbericht Finanzierung des Radverkehrs bis 2030, Prognos AG vom 21.10.2019.
4) Endbericht Finanzierung des Radverkehrs bis 2030, Prognos AG vom 21.10.2019.
5) Mobilität in Deutschland – MiD. Ergebnisbericht, BMVI, infas, DLR, IVT, infas 360. Bonn, Berlin (mobilitaet-in-deutschland.de).
6) Mobilität in Deutschland – MiD. Ergebnisbericht, BMVI, infas, DLR, IVT, infas 360. Bonn, Berlin (mobilitaet-in-deutschland.de); Themenseite Radverkehr, Umweltbundesamt.
7) Mobilität in Deutschland – MiD Kurzreport Verkehrsaufkommen – Struktur – Trends. BMVI, infas, DLR, IVT, infas 360. Bonn, Berlin (mobilitaet-in-deutschland.de)
8) PTV Group; MKS-Studie, Fahrradparken an Bahnhöfen (Schlussbericht), Berlin 2019.
9) PTV Group; MKS-Studie, Fahrradparken an Bahnhöfen (Schlussbericht), Berlin 2019.
10) Vgl. Nationaler Radverkehrsplan 3.0, April 2021.
11) Themenseite Radverkehr, Bundesamt für Logistik und Mobilität.
12) Bike+Ride-Offensive, Deutsche Bahn.
13) Vernetzungsstelle Bike-and-Ride im Land Brandenburg, VBB.
14) Fahr-Rad-zum-Zug, Allianz pro Schiene.
15) Bericht: BMVI fördert vollautomatisches Doppelturm-Fahrradparkhaus in Osnabrück, BALM.
16) Investive Maßnahmen: Förderung nachhaltiger Mobilität am Bahnhof Korntal, BALM; Stadt Korntal-Muenchingen, Vorhabenbeschreibung.
17) Sonderprogramm Stadt & Land, Gesamtübersicht im Rahmen des Sonderprogramms Stadt & Land angezeigten Vorhaben, BALM.
18) Fraunhofer ISI, PTV, ifok (2021): a. a. O.